Baldrian
Die heilende Kraft der Pflanzen
Verwendung
Die Baldrianwurzel ist eines der meistgenutzten pflanzlichen Beruhigungsmittel. Bei allen Zuständen von Nervosität, Schlaflosigkeit und vielen psychosomatisch bedingten Krankheiten kann Baldrian als Tee, Tinktur oder Pulver eingesetzt werden.
Er löst Krämpfe und entspannt die Muskulatur, schafft daher Erleichterung bei Magenkrämpfen, Darmkoliken, Blähungen, Bluthochdruck und Asthma, hilft bei Reizblase und Bettnässen, bei Kopfschmerzen und allen Muskel- und Nervenschmerzen.
Außerdem sagt man Baldrian eine Stärkung der Sehkraft und ausgleichende Fähigkeiten nach. Er soll sowohl bei Wut als auch bei Angst das Gemüt beruhigen und Stimmungsschwankungen entgegenwirken. Die Konzentrationsfähigkeit und das Leistungsvermögen steigert er durch bessere Abschirmung gegen äußere Reize. Und da er nicht müde macht, ist er bei Prüfungsangst zu empfehlen.
Die Baldrianpflanze hat aber nicht nur heilende Wirkung, sie wird auch zur Zierde oder zur Durchlüftung des Bodens in Gärten gepflanzt.
Anbautipps
Baldrian wächst auf sonnig bis halbschattigen, feuchten Böden. Er kann ab Mai im Freiland gesät werden. Wichtig ist, dass man die Samen nicht mit Erde bedeckt, weil Baldrian ein „Lichtkeimer“ ist. Die kleinen Pflanzen setzt man im Abstand von 50 cm bis zu einem Meter aus. Erst nach zwei bis drei Jahren sind sie voll ausgewachsen. Wenn der Baldrian Ausläufer bildet, kann man diese Pflanzen im Frühjahr von der Mutterpflanze trennen und auspflanzen.
Ernten
Die Wurzeln werden im September und im Oktober gesammelt. Dabei sollte man Teile davon zurücklassen, damit der Baldrian neu heranwachsen kann. Sie werden abgebürstet, mit kaltem Wasser abgespült, in kleine Stücke geschnitten und an einem warmen Platz möglichst schnell getrocknet. Dann in einem gut verschlossenen, dunklen Glas aufbewahren. Die Blüten werden im Hochsommer gesammelt, wenn die Pflanzen in voller Blüte stehen, und an einem schattigen Ort getrocknet.
Geschichten und Bräuche
Der botanische Name „Valeriana“ weist bereits auf die Heilkraft hin: Er stammt vom lateinischen Wort „valere“ ab, das bedeutet „gesund sein“. Der Name Baldrian geht auf den nordischen Gott „Baldur“ zurück, das ist der Gott des Lichtes. Aber schon im Altertum wurde das Kraut als wärmendes Mittel mit harntreibender und menstruationsfördernder Wirkung empfohlen. Hippokrates und Paracelsus schätzten diese Heilpflanze genauso wie Hildegard von Bingen, die ihn bei Seitenstechen und Gicht empfahl. Baldrian wurde unter anderem gegen Augenkrankheiten, Epilepsie und gegen Pest eingesetzt. Erst im 17. Jahrhundert wurde die beruhigende Wirkung des Baldrians auf das Nervensystem bekannt.
Auch eine magische Wirkung sagt man ihm nach. Zum Schutz vor bösen Geistern, und um sich vor Teufel oder Hexenzauber zu schützen, trugen die Menschen früher Baldrianwurzeln bei sich. Man glaubte, dass sich ein im Zimmer aufgehängtes Baldrianbüschel bewegen würde, sobald eine Hexe das Zimmer betritt. Und Baldrian in den Bienenkorb gelegt, sollte das Schwärmen der Bienen verhindern und weitere anlocken.
Zu beachten
Nach einer hoch dosierten Langzeitanwendung von Baldrianpräparaten diese nicht abrupt absetzen, sondern die Dosis allmählich verringern. Baldrian verstärkt die Wirkung von anderen Beruhigungs- oder Schlafmitteln, z. B. Alkohol. Vor Operationen Präparate absetzen, da Wechselwirkungen mit Narkosemitteln auftreten können.
Rezepturen mit Baldrian
Beruhigungstee
2 TL Wurzeln mit ¼ Liter heißem Wasser übergießen, nach 10 bis 15 Minuten abseihen. Zur Beruhigung täglich 2-3 Tassen, für einen besseren Schlaf eine Stunde vor dem Schlafengehen eine Tasse trinken.
Beruhigungsbad
100 g Wurzeln mit 3 Litern Wasser 10 Minuten lang kochen und nach dem Abseihen dem Badewasser zugeben.
Baldrian-Tinktur
Baldrian in einem Schraubdeckel-Glas mit Doppelkorn oder Weingeist übergießen, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Die Mischung verschlossen für 2-6 Wochen ziehen lassen, dann abseihen und in eine dunkle Flasche abfüllen, ev. mit Wasser verdünnen. Bei Bedarf 1–2 TL einnehmen.