Das Leben am Land ist lebenswert, davon sind 97 % der DorfbewohnerInnen Österreichs überzeugt. Als wesentliche Vorteile des Landlebens beurteilen Frauen die Nähe zur Natur (62,5 %), weniger Umweltverschmutzung (46,8 %) und die ländliche Ruhe (36 %). Für knapp 43 % der 30- bis 39-jährigen Frauen kommt hinzu, dass das Dorfleben mehr Freiraum für Kinder bereithält. Obwohl der Großteil der Frauen das so empfindet, zieht es immer mehr von ihnen in die Stadt, wie die repräsentative Befragung der dritten Auflage des ADEG Dorfleben-Reports® verdeutlicht. „Wir bei ADEG möchten im Rahmen des Dorfleben-Reports® den Satus Quo für Frauen im ländlichen Raum aufzeigen und Zukunftsperspektiven beleuchten, um einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten“, so ADEG Vorstandssprecher Brian Beck.
Frauen als soziale Lebensader im Dorfleben
Der ADEG Dorfleben-Report® zeigt: Frauen spielen eine zentrale Rolle für ein funktionierendes Dorfleben. Besonders in Krisen-Zeiten halten sie die Gesellschaft am Laufen, denn in acht von elf systemrelevanten Berufen arbeiten überwiegend Frauen. Das beweist auch Danijela Veljkovic, denn seit 2018 ist sie mit ihrem eigenen ADEG Markt selbstständig in Laxenburg: „Es ist mir wichtig, die regionale Wirtschaft zu unterstützen und so gleichzeitig Arbeitsplätze zu schaffen“, betont die Jungunternehmerin. Die befragten Gemeindemitglieder schreiben Dorffrauen zudem wesentliche soziale und pädagogische Aufgaben zu, welche für den Zusammenhalt in den Gemeinden essenziell sind. Gerade in der Kinderbetreuung und Pflege leisten Frauen einen unverzichtbaren Beitrag, wie 70 % der befragten DorfbewohnerInnen angeben. Bildungsaufgaben liegen dabei zu 55 % in Frauenhand, während die Mitarbeit bei lokalen Hilfsaktionen 39 % der Befragten den Frauen zuschreiben. Schon vor der Corona-Krise haben Frauen rund zwei Drittel der unbezahlten Arbeit zu Hause verrichtet. Der Ausbruch der Pandemie Seite 2 von 4 hat diesen Umstand verstärkt, wie Dr. in Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien bestätigt: „Unsere neueste Studie zeigt, dass mehr als 70 % der Mütter bereits vor der CoronaKrise, aber auch während des Lockdowns für die Kinderbetreuung zuständig waren. Daran sehen wir deutlich, dass schon im Bereich der unbezahlten Hausarbeit keine Gleichstellung herrscht.“ Insgesamt halten 83,3 % aller Befragten weibliches Engagement für essenziell im Dorfleben. 67,4 % sagen sogar, dass sie sich mehr Frauen in entscheidenden Positionen wünschen. Die repräsentative Umfrage des ADEG Dorfleben-Reports® beweist somit die Unverzichtbarkeit der Frauen für die Gemeinden Österreichs.
Landflucht ist jung und weiblich
Junge Menschen zieht es immer häufiger vom Land in die Stadt. Knapp ein Drittel der 18- bis 29- jährigen Frauen hält es für wahrscheinlich, aus ihrer Gemeinde in die Stadt zu ziehen. Ihre Gründe für einen Wegzug sind bessere Jobchancen (56,2 %), attraktivere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten (34,3 %) sowie die urbane Infrastruktur (34,3 %). Im Vergleich dazu zieht es nur 17,6 % der befragten Männer zwischen 18 und 29 Jahren in die Stadt. Frauen und insbesondere Mütter haben darüber hinaus auch andere Anforderungen an den Arbeitsplatz als Männer. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt hier eine wesentliche Rolle. Da es auf dem Land jedoch häufig an entsprechenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten fehlt, liegt darin besonders für die 30- bis 39-jährigen Frauen ein entscheidender Grund, vom Dorf in die Stadt zu ziehen. „Frauen erhöhen den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sichern als Unternehmerinnen Arbeitsplätze vor Ort und gewährleisten die Nahversorgung. Umso mehr gilt es, in unseren Gemeinden die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der ländliche Raum auch für Frauen weiterhin attraktiv bleibt. Klar ist, gehen die Frauen, stirbt das Land betont Bürgermeister Mag. Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes.
Rückkehr und weibliche Integrationskultur
Der ADEG Dorfleben-Report® zeigt auf, welche Maßnahmen es braucht, um der zunehmenden Abwanderungsbereitschaft entgegenzuwirken. Handlungsbedarf besteht vor allem im Hinblick auf Arbeitsplätze und Bildungsangebote. Denn nur jede fünfte Frau am Land ist zufrieden mit dem vorhandenen Angebot an Bildungsmöglichkeiten und nur jede vierte Frau ist glücklich mit den bestehenden Arbeitsstellen. Hierbei haben 29,3 % der Frauen eine Arbeitsstelle im eigenen Dorf. Über 70 % der befragten Dorfbewohnerinnen müssen pendeln und nutzen dafür öffentliche Verkehrsmittel. „Wir wissen, dass Frauen tendenziell stärker vom öffentlichen Verkehr abhängig sind als Männer. In strukturschwachen Regionen kann dies dazu führen, dass einige gar nicht erst erwerbstätig sind oder einen Job haben, der nicht ihrer Qualifikation entspricht“, betont Dr.in Katharina Mader. Für über 80 % der österreichischen Dorfbewohnerinnen ist zudem Kinderbetreuung ein wichtiger Bereich. „Wir sollten unsere Arbeitswelt an die Lebensrealitäten der Menschen anpassen. Und da sind Kinderbetreuung und Seite 3 von 4 Pflege zwei wesentliche Themenbereiche. Hier müssen wir Vereinbarkeit schaffen“, fordert Dr.in Katharina Mader. Weitere 72,8 % legen großen Wert auf soziale Treffpunkte und 67 % auf den Bildungsbereich. Die Empfehlung des ADEG Dorfleben-Reports® lautet deshalb, dass Gemeinden verstärkt in die soziale Infrastruktur investieren sollten, um Frauen das Bleiben in ihren Gemeinden zu ermöglichen. Dabei möchte ADEG als Vorbild voran gehen und durch sichere Ausbildungschancen, flexible Arbeitszeitmodelle und individuelle Karrieremöglichkeiten Frauen im Dorf attraktive Perspektiven aufzeigen.
Selbstständige Kauffrauen am Land
„Die Rolle der selbstständigen Kauffrauen passt zu den grundsätzlichen Anliegen der Frauen im ländlichen Raum. Leider hat erst die Corona-Pandemie dazu geführt, dass zusätzlich die Bedeutung aller MitarbeiterInnen in den Märkten als notwendige Infrastruktur anerkannt wird“, so Peter Filzmaier zur Rolle der selbstständigen Kauffrauen. 80 ADEG Märkte in ganz Österreich werden bereits erfolgreich von Frauen geführt. Diese werden von den Befragten durchwegs als besonders positiv für die Lebensqualität in ihrer Gemeinde wahrgenommen: 70,7 % empfinden soziale Treffpunkte als wichtig für die Lebensqualität – damit erfüllen die ADEG Märkte eine wichtige Funktion, wie Peter Filzmaier bestätigt: „Als solche sozialen Treffpunkte werden sehr stark auch die Nahversorger und die ADEG Märkte gesehen.“ ADEG setzt zudem konkrete Maßnahmen, um der Landflucht nachhaltig entgegenzuwirken. Von der Lehre bis hin zur Selbstständigkeit: ADEG als Arbeitgeber bietet Frauen vielfältige Karrierechancen. „Dorffrauen engagieren sich für das soziale Leben, bringen neue Ideen in die Gemeinden und beleben die Regionen Österreichs nachhaltig. Es macht uns sehr stolz, dass die Ergebnisse aus dem Report die gelebten Kernwerte unserer ADEG Kaufleute belegen“, so Brian Beck, Vorstandssprecher ADEG Österreich Handels AG.
Über den ADEG Dorfleben-Report®
Die in Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund erstellte Publikation behandelt die Lebenswelt in Österreichs Dörfern. Den inhaltlichen Kern der dritten Ausgabe bildet eine landesweite Umfrage, die im Jahr 2020 vom Meinungsforschungsinstitut MindTake repräsentativ unter 1.046 DorfbewohnerInnen durchgeführt wurde. Die Stichprobe umfasst Frauen und Männer zwischen 18 und 65 Jahren mit Hauptwohnsitz in einer Gemeinde mit maximal 5.000 EinwohnerInnen. Als Erhebungsmethode wurden Computer Assisted Web Interviews (CAWI) sowie telefonische Interviews eingesetzt. Darüber hinaus wurden Sekundärdaten zusammengetragen und zahlreiche Interviews mit Expertinnen, Bürgermeisterinnen und ADEG Kauffrauen geführt.
Audio- und Videobeiträge als Statements und Interviews zum ADEG Dorfleben-Report 2020 unter: we.tl/t-opr39anOxg
Credit: © ADEG / Johannes Kopf