Löwenzahn
Die heilende Kraft der Pflanzen
Er verdankt seinen Namen den gezackten Blättern, die wie eine Rosette aus der Erde kommen. Der hohle Stängel ist mit weißem Saft gefüllt. Sind die leuchtend gelben Blüten verblüht, wird der Samen mit weißen Schirmchen vom Wind verteilt. Der mit Früchten besetzte Kopf ist allseits als „Pusteblume“ bekannt und vor allem bei Kindern sehr beliebt.
Ernten
Die Blätter werden von März bis September, die Blüten im April und im Mai gesammelt. Die Wurzel gräbt man am besten im Frühling oder im Herbst aus.
Verwendung
Besonders die reinigende und kräftigende Wirkung der Pflanze wird geschätzt, weshalb sie auch für die Blutreinigung und Entschlackungskuren eingesetzt wird. Die wichtigsten Wirkstoffe des Löwenzahns sind Bitterstoffe, die für die Verdauung förderlich sind. Deshalb findet er bei Appetitmangel, Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl und Blähungen und bei Störungen im Bereich der Galle und der Leber Anwendung. Durch die harntreibende Wirkung wurde auch ein positiver Effekt auf die Nieren nachgewiesen. Die Volksheilkunde nutzt ihn außerdem zur Behandlung von Rheumatismus, chronischer Entzündung der Atemwege, Hauterkrankungen und Ekzemen. Dafür wird ein Absud oder Saft auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Gegen Warzen und Hühneraugen soll der Saft des Stängels wirken. Schließlich ist der Löwenzahn durch das frühe Erscheinen seiner Blüten als Bienenweide ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Bienenvölker.
In der Küche hat der Löwenzahn ebenfalls seinen festen Platz. Die zarten jungen Blätter ergeben fein geschnitten einen leckeren, etwas herben Salat.
Um den bitteren Geschmack zu mildern empfiehlt es sich, die Blätter in Salzwasser kurz zu kochen und über Nacht im Wasser ziehen zu lassen. Er wird mit anderen Wildkräutern oder mit Salat vermischt, als Zusatz zu Aufstrichen oder als Bestandteil im Smoothie verwendet. Die Blätter können auch wie Spinat oder Brennnesseln in Suppen oder Knödeln verarbeitet werden, außerdem Bestandteil in Honig, Sirup, Gelee oder Wein sein. Die Blütenknospen sind ebenfalls vielseitig verwendbar, als Gemüse oder einfach als dekorative essbare Beilage. Vorher sollte man sie eine halbe Stunde in Salzwasser einlegen. Aus den Wurzeln wurde in den Nachkriegsjahren sogar Kaffeeersatz hergestellt. Dazu trocknet man die gereinigten Wurzeln, röstet sie im Backofen und mahlt ein feines Pulver daraus, das wie Kaffee verwendet wird.
Geschichten & Bräuche
Schon im 11. Jahrhundert berichteten arabische Ärzte von der heilenden Wirkung des Löwenzahns, und im Mittelalter und der Renaissance war er in jedem Kräuterbuch angeführt.
Er galt bei Gallenleiden, Leberverhärtung, Gelbsucht, Hypochondrie und Gastritis als Heilkraut. Nach altem Hexenglauben erfüllte sich sogar jeder Wunsch, wenn man sich mit Löwenzahn den Körper einrieb. Die Indianer Nordamerikas rauchten die getrockneten Blätter bei ihren schamanischen Ritualen, und in der Nacht vor Allerheiligen gehörte Löwenzahn zum sogenannten „Samhain-Ritual“ mit Weissagungen und Totenbeschwörungen.
Auch in Europa orakelten früher vor allem Mädchen aus der Anzahl der nach dem Pusten stehen gebliebenen Früchte, wie viele Jahre es noch bis zu ihrer Hochzeit dauern würde. Die Pflanze ist eine wahre „Spielpflanze“. Kinder fertigen Ketten aus ihr an und beobachten – wie schon Goethe – die Spiraltendenz der aufgeschlitzten Stängel.